Ein Ausschnitt der Erde aus der Vogelperspektive. Wolken ziehen vorrüber.
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Querschnittsthema Klima

Eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit ist zweifelsohne der Schutz unseres Klimas und die Anpassung an den Klimawandel. Forschung und Innovation spielen eine wesentliche Rolle dabei, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Mit dem Green Deal hat sich die EU zusätzlich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden.

Um dieser Rolle gerecht zu werden, priorisiert die Europäische Kommission Klimaschutz als wesentliches Querschnittsthema in Horizont Europa. Die zugehörige Verordnung sieht vor, dass 35 Prozent des Budgets für klimarelevante Forschung vergeben werden soll.

Im Pfeiler zwei „Gesellschaftliche Herausforderungen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas“ des Rahmenprogramms werden klimarelevante Aktivitäten insbesondere im Cluster 5 „Klima, Energie und Mobilität“ gebündelt. Die dort geförderten Projekte sollen dazu beitragen, den Klimawandel besser zu verstehen und Treibhausgasemissionen zu verringern, in dem Energie- und Mobilitätssysteme nachhaltig und umweltfreundlich umgestaltet werden. Jedoch unterstützen auch viele  Aktivitäten der weiteren Cluster die gesteckten Ziele.

Klima im Cluster 6

Die Aktivitäten des Clusters 6 „Lebensmittel, Bioökonomie, natürliche Ressourcen, Landwirtschaft und Umwelt“ unterstützen die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft um die folgenden Ziele zu erreichen:

  • Reduzierung der Degradierung der Umwelt;
  • Aufhalten und Umkehren des Verlustes der Artenvielfalt;
  • Besseres Management natürlicher Ressourcen.

Die Unterstützung der EU-Klimaziele ist dabei ebenso wichtig wie die Sicherung der Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser.

Im Cluster 6 wird dabei ein Schwerpunkt auf die Verbesserung der natürlichen Kohlenstoffsenken (Böden, Pflanzen, Wälder, Ackerland, Feuchtgebiete) und auf die Reduzierung der durch landwirtschaftliche Bewirtschaftung erzeugten Treibhausgase gelegt. So tragen die Aktivitäten des Clusters 6 wesentlich zum EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 bei.

Kornblumen stehen vor einem abgemähtem Kornfeld. In der Ferne ist ein Wald zu sehen.
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Klima in Destination 1: Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen

Kern dieser Destination ist der Beitrag von F&I für das Erreichen der Ziele der EU Biodiversitätsstrategie 2030. Alle Aktivitäten müssen zur zentralen Wirkung beitragen, dass der Verlust von Biodiversität gestoppt und ein gegenläufiger Trend der Biodiversitätserholung („Biodiversity is back on a path of recovery…“) in Gang gesetzt wird. Aspekte des Klimawandels sind dabei umfassend zu berücksichtigen. Einerseits trägt der Klimawandel, neben anderen Treibern, zum Verlust von Biodiversität und von Ökosystemleistungen bei. Andererseits können intakte Ökosysteme und eine reichhaltige Biodiversität Geschwindigkeit und Folgen des Klimawandels abmildern. Entsprechend der Ausrichtung des Clusters sind Zusammenhänge und Abhängigkeiten von Biodiversität, Ernährung, Gesundheit, Wasser und Klima häufig integrativ zu betrachten.

Ein Mann hält eine Gemüsekiste, aus der Karotten rausragen. Im Hintergrund ist ein verschwommener Garten zu sehen.
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Klima in Destination 2: Gerechte, gesunde und umweltfreundliche Lebensmittelsysteme von der Primärproduktion bis zum Konsum

Schwerpunkt der Forschung und Innovation mit Klimabezug in Destination 2 liegt darauf, wie Lebensmittelsysteme klimaverträglicher gestaltet werden können (zum Beispiel durch weniger Düngemitteleinsatz beziehungsweise Verzicht auf fossile Düngemittel, bodenschonende Anbaumaßnahmen, kohlenstoffspeicherungsoptimierte Anbausysteme, Ausweitung von alternativen (nicht-tierische) Eiweißquellen und so wweiter). Im Zuge dieser Ausschreibungen sollen in vielen Fällen Parametern mit Klimabezug betrachtet werden, aber oft ist die Relevanz für Klimaforschende eher indirekt und Topics mit unmittelbarem Fokus auf Klima und Klimaforschung kommen nicht vor. Themen zu ‚Klima‘ beziehungsweise Klimaforschung sind insofern selten Gegenstand der Topics, sondern ‚Einflussvariablen‘. Es sind vielmehr einzelne ‚Folgen für das Klima‘ beziehungsweise ‚Anpassungen an den Klimawandel‘ die aus den Projektergebnissen erwartet werden als Forschung zu Klima.

Hinter einer verschwommenen Blumenwiese steht ein Holzhaus.
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Klima in Destination 3: Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie

Diese Destination zielt unter anderem auf die Klimaneutralität von Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie. Sie umfasst sichere, klimaneutrale Kreislauflösungen auf territorialer und sektoraler Ebene für wichtige Stoffströme und Produktwertschöpfungsketten sowie Schlüsselsektoren der Bioökonomie. Innovationen in der Bioökonomie legen die Basis für den Übergang einer Wirtschaftsweise, die auf fossilen Ressourcen beruht, hin zu einer bio-basierten, nachhaltigen und klimafreundlichen Wirtschaft. Kreislaufwirtschaftliche Produktions- und Konsumsysteme und die sichere, nachhaltige und zirkuläre Nutzung von Biomasse und Abfällen für die Produktion von Materialien und Produkten, einschließlich Nährstoffen, sollen Europas Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Ressourcen verringern, (zirkuläre) Kohlenstoffsenken schaffen, Ersatz für fossile und kohlenstoffintensive Produkte bieten und somit die Treibhausgasemissionen reduzieren.

Ein Fluss schlängelt sich durch eine grüne hügelige Landschaft bei tiefstehender Sonne.
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Klima in Destination 4: Eine saubere und verschmutzungsfreie Umwelt

Der Klimawandel stellt eine große Herausforderung für unsere Ökosysteme dar. Diese werden in Zukunft durch veränderte Temperaturen, Hydrologie und steigendem Wasserbedarf noch stärker beeinträchtigt werden. Zusätzlich erhöhen Extremereignisse den Druck auf die beanspruchten Ökosysteme. Ziel der hier geförderten Projekte ist die Mitigation des Klimawandels sowie die Etablierung zirkulärer bio-basierter Systeme um den Klimawandel umzukehren. Fokus der Projekte sind Süß- und marine Gewässer, Böden, Luft sowie die Umweltleistungen und Nachhaltigkeit von Verfahren und Produkten. Relevante Politiken sind hierbei Zero Pollution sowie der Climate Target Plan 2030.

Ein Mann steht mit Gummistiefeln knöcheltief im flachen Wasser und hält ein Messgerät ins Wasser. Er trägt einen Fischerhut.
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Klima in Destination 5: Klimamaßnahmen an Land und in den Ozeanen und Gewässern

Der „do no harm“ Eid des europäischen Green Deals erfordert eine sorgfältige Prüfung der Zielkonflikte und Synergien zwischen den Nachhaltigkeitszielen, einschließlich Gesundheitsschutz, Lebensmittel- und Ernährungssicherheit, Ökosystemleistungen und Erhaltung der biologischen Vielfalt an Land und im Meer. Dabei spielt die Forschungs- und Innovationspolitik eine wichtige Rolle zur Sicherstellung und Umsetzung von Maßnahmen, die das Erreichen der EU-Klimaziele sicherstellen - Stärkung des Nexus von Ozean/Aquatischen Ökosysteme und Klima. Nur durch den Erhalt und die Verbesserung der natürlichen Kohlenstoffsenken der Erde (Böden und Pflanzen, Wälder, landwirtschaftlich genutzte Flächen, Feuchtgebiete und die Ozeane) kann ein maßgeblicher Beitrag geleistet werden. Auch das Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels auf die Primärproduktion und die natürlichen Systeme ist eine notwendige Voraussetzung für politische und gesellschaftliche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zu dessen Eindämmung. Die Überwachung und Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels sind für einen Übergang zu „Netto-Null-Emissionen“ in der EU besonders entscheidend im Hinblick auf die Landnutzungsänderungen und den damit verbundenen Biodiversitätsverlust.

Vom Meer aus ist eine Reihe bunter Fischerhäuser zu sehen. Davor liegen Boote vor Anker.
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Klima in Destination 6: Resiliente, inklusive, gesunde und grüne ländliche, küstennahe und urbane Gemeinden

Klima in Destination 6 wird vor allem im Kontext „Anpassung an den Klimawandel“ sowie die „Klimaneutralität bis 2050 erreichen“ angesprochen. Ziel der hier geförderten Projekte ist es den oben genannten Klimabezug zu integrieren, und zwar bei der Wissensgewinnung über lokale Gegebenheiten für maßgeschneiderte Transformationsprozesse (ökologisch, digital und sozial) sowie beim Einbezug sozio-ökonomischer Parameter in Forschung und Innovation bei der Entwicklung von Strategien und maßgeschneiderten Politiken. Des Weiteren soll eine Aufklärung und Schulung bzw. Weiterbildung der lokalen Bevölkerung (unter anderem ländliche Innovation, NBS) stattfinden bezüglich der Anpassung an den Klimawandel und der Erreichung der Klimaneutralität. Die ökologische, nachhaltige und integrierte Land-, Forst-, Meeresbewirtschaftung inklusive digitaler Innovation und integrierter Nahrungsmittelsysteme sind dabei genauso von Bedeutung für den Klimawandel wie die Konservierung und Restaurierung von Ökosystemen und Erhöhung der Biodiversität.

Eine Frau im Anzug und Headset sitzt vor einem Monitor auf dem die Erde vom Weltall aus betrachtet zu sehen ist. Im Hintergrund sitzt ein Mann vor einem Bildschirm.
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Klima in Destination 7: Innovative Lenkungsformen, Umweltbeobachtung sowie digitale Lösungen zur Unterstützung des Europäischen Green Deal

Die transformativen Veränderungen, die im „Europäischen Green Deal“ gefordert werden, stellen dynamische Prozesse dar, welche eine angemessene Steuerung erfordern. Die Forschungs- und Innovationsmaßnahmen sollen hier gezielte Beiträge zu digitalen Lösungen für innovative Governance-Modelle und Schnittstellen zwischen der EU und der internationalen Wissenschaftspolitik schaffen, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Daten und Informationen, die durch Umweltbeobachtung gewonnen werden, sind von großem Wert für die Beurteilung des Zustands des Planeten und liefern entscheidende Informationen zur Unterstützung des Green Deal und des klimatischen und ökologischen Übergangs. Die Datenintegration aus verschiedenen Quellen (weltraumgestützt, luftgestützt einschließlich Drohnen, In-situ- und Bürgerbeobachtungen) mit anderen zugänglichen, interoperablen Daten ermöglichen hierbei einen gezielten Einsatz von umweltrelevanten Informationen.

Klima im Cluster 5 - Klima, Energie und Mobilität

Klimaforschung bildet den Schwerpunkt des Klima-Teils von Cluster 5. Durch Klimaforschung soll das notwendige Wissen über die Funktionsweise des Erdsystems erarbeitet und eine entsprechende Datenbasis clusterübergreifend bereitgestellt werden. So soll das Ziel einer gerechten Transformation der Gesellschaft und Wirtschaft auf dem Weg hin zu Klimaneutralität erreicht werden.

Die Klimaforschung in Cluster 5 soll insbesondere

  • Wissen über das Erdsystem bereitstellen und zwar über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Prozesse und Veränderungen;
  • menschliche, gesellschaftliche und ökologische Komponenten berücksichtigen;
  • bessere Design- und Evaluierungsmethoden für Anpassungsmethoden an den Klimawandel und für Vermeidungsstrategien entwickeln.

Die Klimaforschung ist insbesondere in Destination 1 (Climate sciences and responses for the transformation towards climate neutrality) und in Destination 2 (Cross-sectoral solutions for the climate transition) verankert. Aber auch in den Bereichen Energie und Mobilität werden Klimathemen explizit angesprochen, insbesondere in Aufrufen, die smarte, CO2-neutrale und kosteneffiziente Energie- und Mobilitätssysteme adressieren.

Missionen

Accelerating the transition to a climate prepared and resilient Europe

Ziel der Mission ist es, bis 2030 die europäische Bevölkerung, Kommunen und Regionen besser auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten. Zu diesen Auswirkungen gehören Klimakatastrophen wie Hitzewellen, Waldbrände, Flutereignisse, Stürme aber auch Krankheiten. Zur Erreichung des Ziels sollen alle lokalen Verwaltungseinheiten und Regionen Zugang zu Klimarisiko-Profilen und Frühwarnsystemen haben und über krisenfeste Infrastrukturen verfügen. Im Rahmen der Mission entwickeln 200 Kommunen und Regionen dazu ihre eigene transformative Vision für eine klimaresiliente Gesellschaft. In 100 Demonstrations-Projekten werden klimaresiliente Lösungen skaliert, die einen gesellschaftlichen Wandel nach sich ziehen sollen.

100 climate-neutral cities by 2030 – by and for the citizens

Bis 2030 werden 100 Städte in Europa auf dem Weg ihrer systemischen Transformation zur Klimaneutralität unterstützt und begleitet, damit sie als „Innovation Hubs“ für alle anderen europäischen Städte dienen. Klimaneutrale Städte können nur erreicht werden, wenn sich eine neue Art der Steuerung (Governance) auf allen Entscheider-Ebenen durchsetzt. Die systemische Transformation benötigt einen holistischen, strategischen und auf lange Sicht angelegten Prozess zur Umsetzung der Klimaziele. Dazu wird das starke Engagement der Städte und die verantwortungsvolle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger benötigt. Gleichzeitig werden die klimaneutralen Städte in Europa die globalen Treiber für nachhaltige Entwicklung und tragen zur gesamteuropäischen Klimaneutralität bis 2050 bei.